Hallo Max Mustermann,
knapp zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz beginnt am 10. November die UN-Klimakonferenz COP30 in Belém, Brasilien. Die Rahmenbedingungen für effektive Klimapolitik haben sich nicht wirklich verbessert seit der enttäuschenden COP29 in Baku.
Jeder einzelne Monat dieses Jahres war bisher unter den wärmsten drei seiner Art seit Beginn der Messungen. Der September war global der drittwärmste. Die Konzentration von klimaschädlichem CO2 in der Atmosphäre ist auf einem Rekordhoch, berichtet die Weltorganisation für Meteorologie. Die Welt zieht aber weiterhin nicht an einem Strang. Viele Staaten bemühen sich zwar um eine Verschärfung ihrer Nationalen Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions – NDC), doch bleibt all das weiterhin unterm Strich viel zu wenig, um die Erwärmung auf 2 Grad zu beschränken, geschweige denn auf die im Pariser Abkommen erwähnten 1,5 Grad.
Für manche ist Klimaschutz eine Frage des Überlebens, andere halten das alles für einen Witz. An der Spitze der USA, des zweitgrößten Emittenten hinter China, steht der mächtigste Klimaleugner. Im September tat Donald Trump in der UN-Zentrale vor versammelter Weltgemeinschaft kund, für ihn sei der Klimawandel „the greatest con job ever perpetrated“ – der größte Betrug überhaupt. Wie mögen sich in diesem Moment die Vertreter*innen der Staaten gefühlt haben, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind?
Einige von ihnen haben sich zum Climate Vulnerable Forum (CVF) zusammengeschlossen. Im Vorfeld der COP30 fordern sie angesichts der längst hereinbrechenden Katastrophe mehr Mittel, um sich gegen Schäden zu wappnen. „Wir müssen ein globales Finanzsystem umgestalten, das zu langsam ist, zu wenig leistet und die nächste Generation mit den Kosten der heutigen Verzögerungen belastet“, kritisierte Mia Mottley, Premierministerin von Barbados und derzeitige CVF-Präsidentin.
Um die Folgen der Klimakrise einzudämmen, sind staatliche Klimarisikoversicherungen eine Möglichkeit. Sie können dazu beitragen, Finanzlücken im Katastrophenfall zu überbrücken, haben aber ihre eigenen Risiken und Nebenwirkungen. Mit diesem Klimathema und weiteren haben wir uns zuletzt bei E+Z beschäftigt. Die Links finden Sie wie immer unten in den Deep Dives.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Anregung oder Kritik: euz.editor@dandc.eu |
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Herzliche Grüße,
Jörg Döbereiner Chef vom Dienst bei E+Z |
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© picture alliance/Matrix Images/Rupak De Chowdhu
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Fossile Brennstoffe und die Rhetorik der Energiewende
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Pedro Alarcón, Forscher an der Universität Kapstadt, hält es für sinnlos, zu leugnen, dass fossile Brennstoffe in vielen Ländern weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. Seine Position: Anstatt sich in rhetorischen Floskeln über eine „just transition” zu ergehen, müsse die Industriepolitik überdacht werden. |
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© dpa/Xinhua News Agency/Shaun Jusa
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Finanzierungslücken im Katastrophenfall überbrücken
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Wir müssen wohl nicht mehr betonen, dass Naturkatastrophen und Klimarisiken zunehmen – insbesondere im Globalen Süden. Wenn das passiert, sollten eigentlich soziale Sicherungssysteme greifen. Diese sind allerdings ohnehin oft überfordert. Staatliche Klimarisikoversicherungen könnten eine Lösung sein, wenn die Regierungen die Probleme bei der Umsetzung in den Griff bekommen. |
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Kaum ein Unternehmen kann vollständig klimaneutral arbeiten. Deshalb kompensieren viele Firmen im Globalen Norden ihre Emissionen durch Ausgleichszahlungen. In Wirklichkeit wird das CO2 dann im Globalen Süden eingespart, aber dem Industrieland gutgeschrieben. Unternehmen können auf fairere Weise zum Klimaschutz beitragen. Dieser Beitrag erklärt den sogenannten Contribution-Claim-Ansatz. |
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Aktuelle Ausgabe:
In der Fremde zurechtkommen |
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Während der ein oder andere Tech-Unternehmer in letzter Zeit eher für besorgniserregende Schlagzeilen sorgt, gibt es durchaus auch solche, die positiv auffallen. Zu letzteren gehört zum Beispiel der US-Amerikaner Greg Carr, Gründer eines Telekommunikationsunternehmens, das zu den Pionieren moderner Voice-Mail-Systeme gehörte. Seit 2008 hat der Mailbox-Multimillionär mehr als 100 Millionen Dollar in die Wiederherstellung der Biodiversität im Nationalpark Gorongosa in Mosambik investiert, der von 1977 bis 1992 Schauplatz eines Bürgerkriegs war. Der Bestand an Wildtieren, die damals als Nahrung oder Handelsgüter dienten, war während dieser Zeit stark zurückgegangen.
Mittlerweile sind wieder zahlreiche Elefanten, Löwen, Hyänen, Schakale und andere Tiere ansässig. Carr investierte zugleich in den Bau von Schulen und Krankenhäusern sowie die Förderung von Landwirtschaft und Tourismus. Projekte, die sich auf Einzelpersonen stützen, sind selten über jede Kritik erhaben. Welche Rolle philanthropische Projekte für lokale Entwicklung spielen können, ist ein Aspekt, den wir auch in unserer nächsten Ausgabe diskutieren werden, in der es um Menschen mit viel Geld geht (und darum, was sie mit diesem Geld machen). |
© Instagram/afriartgallery/odurart |
Eine lange Doppelreihe von Aluminiumstühlen glänzt kühl auf einem Grundriss. Über ihnen hängen Aluminium-Pässe von der Decke, deren Glanz durch das warme Licht in ihrer Mitte eher verlockend wirkt. Die Stühle sind in einer bestimmten Formation angeordnet, die sich am Deckplan eines Sklavenschiffs orientiert. Die Prägung auf den Pässen verrät, dass sie beispielsweise zur „Republik der Undokumentierten” oder zur „Republik der Möglichkeiten” gehören. Im Hintergrund läuft in einer Endlosschleife ein Visumsinterview für ein nicht näher bezeichnetes Land in mehreren ugandischen Sprachen, darunter Luganda, Lusoga, Lunyankore, Lango und Englisch.
Diese nervenaufreibende Installation heißt „Muly’ Ato Limu (All in One Boat)” und wurde vom ugandischen Künstler Odur Ronald geschaffen. Ronald begann in seiner Heimat auf Metallmärkten nach Kleingeld zu suchen. Seitdem ist Metall zu seiner künstlerischen Ausdrucksform geworden. Er präsentierte „Muly’ Ato Limu” auf der Liverpool Biennale in diesem Jahr. Das Kunstwerk entstand als Reaktion auf die Tatsache, dass Ronalds Kunst es letztes Jahr zur Biennale in Venedig schaffte, er selbst jedoch nicht – sein Visum wurde abgelehnt. Ronalds Geschichte ist eine von vielen, die sich in der Unwägbarkeit zwischen Visumsanträgen, Botschaftsgesprächen und Grenzkontrollen abspielen – unser aktuelles Monatsmagazin behandelt weitere. | |
| Was uns außerdem interessiert hat |
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Wenn Sie auf der Suche nach authentischem, vor Ort recherchiertem Journalismus aus Israel und Palästina sind, der tiefer geht als die täglichen Katastrophenmeldungen der großen internationalen Medien, sollten Sie einen Blick in das +972 Magazine werfen. Das Online-Magazin wird seit 15 Jahren von einer Gruppe palästinensischer und israelischer Journalist*innen betrieben. Einen Podcast gibt es auch. |
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Einer der größten Zankäpfel in Nordostafrika heißt GERD, das steht für Grand Ethiopian Renaissance Dam. Dieser Staudamm am Blauen Nil ist Afrikas größtes Wasserkraftprojekt. Äthiopien hat 14 Jahre gebraucht, um den Damm fertigzustellen – aber genau genommen hat es ein ganzes Jahrhundert gedauert. Al Jazeera erzählt die faszinierende Geschichte dieses gewaltigen Infrastrukturprojekts, bei dem etwa Menschen im ganzen Land – sogar in Schulen – gebeten wurden, kleine Beträge zu den Kosten beizusteuern. Millionen von Menschen beteiligten sich daran, von Siebtklässler*innen bis hin zu Firmenchef*innen. Nach vielen Verzögerungen wurde GERD letzten Monat endlich eingeweiht, obwohl die Bedenken der Nachbarländer, insbesondere Ägyptens und Sudans, keineswegs ausgeräumt werden konnten. Sie befürchten, dass GERD ihren Zugang zum Fluss beeinträchtigen könnte. Der erste Streit entstand nur wenige Tage nach der Eröffnung: Im Sudan kam es zu Überschwemmungen, nachdem der Wasserstand der Nebenflüsse des Nils gestiegen war – was zu Spekulationen führte, dass GERD dafür verantwortlich sei. Seine Geschichte dürfte weiterhin spannend bleiben. |
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| In unregelmäßigen Abständen stellen wir in dieser Rubrik kleine Projekte vor, die auf Gemeindeebene etwas bewegen – denn wirkungsvolles Engagement vor Ort ist ebenso wichtig wie große internationale Entscheidungen. |
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| „In der Stadt Ifakara in Tansania wird viel Reis angebaut – fast jede Familie besitzt ein Feld. Mit einer Frauengruppe haben wir begonnen. Sie erhielten Saatgut und Schulungen. Im ersten Jahr haben wir das gesamte Saatgut finanziert, im zweiten die Hälfte, im dritten nur noch einen kleinen Teil“, erzählt Johannes Lanser vom Verein „Freunde von Ifakara“. Gemeinsam mit seinem tansanischen Partner Moses Subert betreut er die Projekte vor Ort. „Entscheidend ist, dass die Menschen mit eigenen Ideen zu uns kommen – und dass ein Projekt langfristig auch ohne unsere Unterstützung bestehen kann“, ergänzt Moses. Seit 24 Jahren begleiten die Freunde von Ifakara Menschen auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit und haben dabei bereits Tausenden geholfen. Mehr Informationen über den Verein gibt es hier. |
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Das ASA-Programm bringt seit 1960 junge Menschen aus Deutschland sowie aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa zusammen. In Teams arbeiten sie an Projekten zu Nachhaltigkeit, Menschenrechten, Bildung, Umwelt oder IT – Themen, die nicht nur die Zukunft der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch die Gestaltung gerechter Gesellschaften betreffen. Beim Format ASA global verbringen deutsche und internationale Teilnehmende Zeit sowohl in Deutschland als auch im Partnerland und entwickeln Lösungen gemeinsam.
Daraus sind konkrete Projekte entstanden: • Kenia und Deutschland: Junge Fachkräfte entwickelten gemeinsam digitale Lösungen, um Kleinbäuerinnen den Zugang zu lokalen Märkten zu erleichtern. Daraus entstand nicht nur eine App, sondern auch ein dauerhaftes Netzwerk zwischen Agrarinitiativen in Nairobi und einer Hochschule in Brandenburg.
• Indien und Deutschland: In einem Bildungsprojekt arbeiteten Teilnehmende daran, Unterrichtsmaterialien zu Nachhaltigkeit in beiden Ländern zu erproben. Heute werden Teile dieser Materialien in Schulen in Bangalore ebenso genutzt wie in Berlin.
• Brasilien und Deutschland: Tandems engagierten sich in Projekten zu urbaner Nachhaltigkeit – etwa bei der Einführung von Recycling-Initiativen in São Paulo und Leipzig. Viele der damaligen Teilnehmenden sind heute in NGOs oder Kommunalverwaltungen tätig und bringen ihre Erfahrungen in politische Prozesse ein.
Die nächste Bewerbungsphase startet am 1. Dezember. Junge Menschen zwischen 21 und 30 Jahren aus allen Fachrichtungen können sich dann über den Projektfinder bewerben. ASA ist ein Programm von Engagement Global im Auftrag des BMZ.
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Impressum
Herausgeber: ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH Service für Entwicklungsinitiativen
Verlag: Fazit Communication GmbH, Pariser Straße 1, D-60486 Frankfurt am Main, Deutschland Telefon: +49 (0)69 7591-3110 | E-Mail: euz.editor@dandc.eu Webseite: www.fazit.de | Geschäftsführer: Jonas Grashey und Hannes Ludwig |
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